Ich beobachte den Mann, der an der Ecke steht. Es macht mich unglücklich, zu sehen, dass es so etwas überhaupt gibt.
Er sieht so aus, als hätte er sich tagelang nicht geduscht und rasiert. Ein Mensch, der keine Arbeit hat und sein Brot auf der Straße verdienen muss.
Er hält eine kleine Dose in der Hand, in der wenige Geldstücke liegen. Ich fasse einen Entschluss und gehe auf ihn zu, während ich mein Portemonnaie raushole und aus ihm 4 Euro, die ich, nachdem ich mein Portemonnaie wieder eingesteckt habe, dem Mann in seine Dose werfe. Aber anstatt sich bei mir zu bedanken, dreht der Mann sich um und geht ein paar Schritte weiter. Ich wundere mich darüber, beschäftige mich dann aber wieder mit etwas anderem.
Am nächsten Tag sehe ich denselben Mann an der gleichen Stelle stehen, immer noch so ungepflegt wie am Tag zuvor. Ich nähere mich ihm, unsicher, wie seine Reaktion sein wird. Ich höre auf einmal ein leises Hallo und überlege, vom wem es wohl gekommen sein könnte. Dann bemerke ich, dass es der Mann war, den ich schon am Vortag gesehen hatte. Er blickte mich an, versuchte Blickkontakt herzustellen.
„ Hallo“ erwiderte ich. Ich wusste nicht, wie ich weiterhin mit ihm sprechen sollte, denn ich war vorher noch nie in solch einer Situation. Eine Weile lang kam nichts und ich wollte mich schon umdrehen und gehen, aber dann hörte ich wieder ein einzelnes Wort. Danke. Ich wandte mich wieder um und ging auf den Mann zu. Er musste mich erkannt haben.
„ Gerne“ antwortete ich. „ Du hast es bestimmt nicht leicht hier, oder?“ Ich duzte ihn, weil er etwa in meinem Alter war und es mir komisch vorkam, ihn zu siezen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, denn er zeigte keine Regung.
„ Wo kommst du her“ fragte ich ihn, in der Hoffnung, diesmal eine Antwort zu kriegen. Doch auch diesmal gab es keine Reaktion. Also probierte ich es anders.
„ Do you speak english?“
Zum ersten Mal kam etwas Farbe in das Gesicht meines Gegenübers. Er öffnete den Mund und hielt kurz inne. Dann sagte er Yes, a little bit.
„ Where are you from?“
I am from Rumania. I came here for work but didn’t give me the opportunity. In Rumania the chances to have a good life aren’t very good, so I thought I try it here. In Rumania I was not so rich either and had the hope for a better future.
Wir sprachen noch über diverse andere Sachen, bevor er sagte, dass er keine Zeit mehr hätte, sich mit mir zu unterhalten. Ich verabschiedete mich und hoffte, er hätte noch mer Lust gehabt, sich mit mir zu unterhalten.
Die Idee habe ich von diesem Beitrag
Die folgende Geschichte ist Teil der Aktion #Schattenklänge.
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